Chinas Tischtennis-Asse als Alleinunterhalter

In China gilt Tischtennis als Volkssport Nummer eins acheter cialis 5mg. Das stellen die Sportlerinnen und Sportler Jahr für Jahr unter Beweis. Die Asiaten dominieren nach Belieben und feiern einen Sieg nach dem anderen.

Tischtennis und China. Eine Kombination, die einfach passt. So auch beim Grand Final der World Tour, das Mitte Dezember über die Bühne ging. Als großer Sieger ging Ma Long daraus hervor. Der Chinese wies Fan Zhendong im Endspiel mit 4:3 in die Schranken. Es war ein Duell des Weltranglistenersten gegen den -zweiten. Auf den Rängen drei und vier folgten ebenfalls zwei Chinesen: Zhang Jike und Xu Xin.

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Ein ähnliches Bild bot sich bei den Damen: Aus dem rein chinesischen Final-Duell ging schließlich Ding Ning als Siegerin hervor. Das Event zum Abschluss des Jahres war damit bezeichnend für die aktuelle Situation im Tischtennis. Eine Nation dominiert nach Belieben, während der Rest der Welt zum Zusehen verdammt ist. Mittlerweile ist das zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Ein internationales Turnier ohne chinesischen Sieg ist kaum noch denkbar.

Ein Deutscher als Lichtblick

Das zeigt sich auch mit einem Blick auf die aktuellen Weltranglisten. Die Top Drei der Damen und Herren sind Chinesen. Viele weitere finden sich auf den folgenden Platzierungen. Nur selten schafft es ein Nicht-Chinese, geschweige denn ein Europäer diese Phalanx zu durchbrechen. Aktuell ist Dimitrij Ovtcharov so ein Kandidat: Der Deutsche liegt zum jetzigen Zeitpunkt auf dem vierten Weltranglistenplatz, auf die besten Drei fehlt aber doch noch ein ordentliches Stück.

Manfred Dollmann in Aktion.
Manfred Dollmann in Aktion. (Foto: privat)

Auf der Suche nach den Gründen für die Dominanz der Asiaten ist ein Punkt offensichtlich. „Das Land ist viel größer als etwa Deutschland oder gar Österreich“, sagt Manfred Dollmann. Dollmann ist Behinderten-Tischtennisspieler. Ein erfolgreicher noch dazu. Und das, obwohl der Niederösterreicher bereits 51 Jahre alt ist. In seiner Karriere sammelte er zahlreiche Medaillen bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und sogar bei Olympia. 1988 gelang Dollmann im koreanischen Seoul der Gewinn der Goldmedaille. Im Teambewerb wohlgemerkt.

Eine Frage der Einstellung und der Größe

Der 51-jährige weiß daher wovon er spricht, wenn er den Chinesen „eine professionellere Einstellung“ attestiert als den Europäern, oder von einem „riesigen Pool an starken Spielern“ spricht, der ihnen zur Verfügung steht. „China ist sehr bevölkerungsreich, da sind automatisch mehr gute Leute vorhanden“, so Dollmann. Die Weltrangliste ist dafür Beweis genug. Während die europäischen Nationen meist nur mit zwei, drei Top-Spielern – wenn überhaupt – in der internationalen Spitze vertreten sind, finden sich aus China gleich mehrere Dutzend Akteure. „Und die sind noch dazu alle gleich gut“, stellt Dollmann fest. Und so bietet sich im Vergleich der Nationen – in Europa und Asien – folgendes Bild: China ist seit 1926 eine einsame Klasse für sich (siehe Abb. 1 und Abb. 2).

Da ist es nur logisch, dass China den Tischtennis-Sport seit Jahrzehnten als Alleinunterhalter bespielt. Waren es Anfang des 20. Jahrhunderts noch die Ungarn, die die Szene dominierten, gab es nach dem 2. Weltkrieg die Wende: Europa stürzte ab, während sich Asien – insbesondere China – rapide nach oben arbeitete (siehe Abb. 3). In den 50ern hatte man die Europäer bereits an der Spitze abgelöst. Doch das sollte erst der Anfang sein. Denn noch waren die Europäer in der Lage den Chinesen ab und an die Stirn zu bieten. Weltmeistertitel gab es nur noch selten, aber es gab sie.

China ist seit den 50ern die führende Kraft im Tischtennis-Sport.
Abb. 3: China ist seit den 50ern die führende Kraft im Tischtennis-Sport. (Foto: Screenshot Datawrapper)

Damit war dann aber spätestens ab den 2000ern Schluss. Da definierte China den Begriff „Dominanz“ neu und ließ der Konkurrenz nicht mehr den Funken einer Chance. Die Medaillen wurden in den folgenden Jahren fast ausschließlich intern verteilt. Europas Akteure kamen nur noch selten zum Zug. Umso wertvoller ist daher der Titelgewinn von Werner Schlager einzuordnen, der 2003 nicht nur sich  selbst überraschte und zum Weltmeister kürte.

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„Da gab es aber in Österreich auch nur den Werner Schlager. Dahinter war nicht viel“, meint Manfred Dollmann. Neben Schlager gehörte noch Chen Weixing zu einem absoluten Leistungsträger im österreichischen Team. Der heute 43-Jährige sah damals in China keine Chance, was ihn im Laufe der Jahre über Ungarn und Deutschland nach Österreich brachte. 2000 erhielt er dann die österreichische Staatsbürgerschaft. Weixing ist da kein Einzelfall. Viele der europäischen Top-Nationen greifen mittlerweile auf gebürtige Chinesen zurück. Ohne sie würde Europa wohl noch schlechter dastehen. „Sie haben einfach so viele gute Spieler, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie in Europa ihr Glück suchen“, sagt Dollmann.

Asiens „Ballkünstler“ im Fokus

In Europa sehnt man sich derweil nach glorreicheren Zeiten zurück. Als man noch Chancen auf Weltmeistertitel hatte. Als Asiens „Ballkünstler“, wie sie Dollmann nennt, noch eher eine Randnotiz im Tischtennis waren. Das ist aber mittlerweile rund 70 Jahre her (siehe Abb. 4). „Tischtennis ist in China das, was der Skisport oder der Fußball bei uns sind“, merkt Dollmann an, „Da dreht sich einfach alles um Tischtennis.“ Das scheint auch mit der asiatischen Mentalität zu tun zu haben, die sehr leistungsorientiert ist. „Die Kinder werden schon sehr früh zum Sport gebracht, das Training ist um einiges härter als bei uns“, erzählt Dollmann weiter, „Der Leistungssport wird schon früh forciert.“

Während es für Europa bei den Weltmeisterschaften stetig bergab ging, erarbeitete sich China den Status als Nummer eins.
Abb. 4: Während es für Europa bei Weltmeisterschaften bergab ging, erarbeitete sich China den Status als Nummer eins. (Foto: Screenshot Datawrapper)

Leistung ist gefordert und Leistung wird auch gebracht. Keine Frage, Chinas Sportsystem trägt Früchte. „Auch was  die Ausrüstung und das Training betrifft  ist alles top. Den Sportlern fehlt es an nichts. Das ist eine ganz andere Art von Professionalität wie in Europa.“ Das mag ebenfalls ein Grund für Chinas Dominanz sein. Ebenso die große Leistungsdichte. Lässt ein Spieler nach, beziehungsweise schwächelt er, steht schon der nächste in den Startlöchern, der auf seine Chance wartet. Die Konkurrenz ist unglaublich groß. Für die sportliche Leistung ist das mehr als förderlich. „Auf den Spielern lastet dadurch aber auch ein enormer Druck. Sie müssen fast wie Maschinen sein. Einfach nur Tischtennis spielen“, so Dollmann.

Nachwuchssorgen in Österreich

Während also Asien auf einen scheinbar schier unermesslich großen Kader an Leistungsträgern zurückgreifen kann, bietet sich in Europa ein deutlich negativeres Bild. Wie bereits erwähnt sind es meist zwei, drei Einzelkämpfer, die Chinas Assen chancenlos gegenüber stehen. Sind dies in Deutschland Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll, hat Österreich aktuell Stefan Fegerl und Robert Gardos als Spitzenkräfte. In der Weltrangliste sind sie auf Rang 22 und 23 zu finden. „Nur“ möchte man sagen, doch in Europa gehören sie zu den Besten. Mit Chen Weixing und Daniel Habesohn hat man noch zwei weitere Leistungsträger in der Hinterhand, dahinter klafft aber ein großes Loch. Fällt auch nur einer des Quartetts aus, fällt es schwer, die Lücke zu füllen. „Auch wenn wir aktuell nicht so schlecht dastehen, ist das immer nur eine kurze Phase“, so Dollmann. Die hält dann ein paar Jahre an. Ganz anders in China. Dessen Erfolgsphase hält schon seit fast 70 Jahren an.

Im neuen Jahrtausend nahezu ohne Fehl und Tadel: Chinas Tischtennis-Asse.
Abb. 5: Im neuen Jahrtausend nahezu ohne Fehl und Tadel: Chinas Tischtennis-Asse. (Foto: Screenshot Datawrapper)

Ganz besonders deutlich wird Chinas Alleinstellung, wenn man nur einen Blick auf die Weltmeisterschaften seit Beginn der 2000er wirft. Von den 64 möglichen Einzel-Medaillen wurden nicht weniger als 53 erobert (siehe Abb. 5). Europa hat im selben Zeitraum – also in den letzten 15 Jahren – fünf Mal Edelmetall zu Buche stehen. Eines davon ging auf das Konto von Werner Schlager. Dieses glänzte bekanntlich golden. Sowohl bei den Damen als auch den Herren sind die Weltmeisterschaften aber bereits zu einer Art Staatsmeisterschaft geworden. Es geht bloß noch darum, wer der beste Chinese, wer die beste Chinesin ist. Europa darf sich einzig im Teambewerb noch Hoffnungen auf Medaillen machen, doch auch hier ist die Konkurrenz groß. Im Windschatten Chinas lauern Korea, Taiwan oder auch Japan auf eine Chance.

Kein Ende in Sicht

„Die Europäer orientieren sich auch schon an China. Es wird zum Teil öfter und auch härter trainiert“, erzählt Dollmann. Man hat dann doch den Wunsch, den Chinesen in ferner Zukunft wieder das Wasser reichen zu können. Das kann allerdings noch eine Weile dauern, auch wenn es nach Dollmann geht: „Das wird sich in den nächsten Jahrzehnten nicht ändern. Da kommt ja von hinten genug nach. Es warten genügend junge Spieler auf ihre Chance.“ Keine guten Aussichten für den europäischen Tischtennis-Sport. Denn der Trend Chinas in den letzten Jahren zeigt nicht gerade nach unten. Ganz im Gegenteil. Man wird aller Voraussicht nach auch in den nächsten Saisonen das Geschehen dominieren. Als Alleinunterhalter die internationalen Turniere bestreiten. Den Europäern bleibt nur noch eine Statistenrolle. Und die Hoffnung, dass die scheinbar unschlagbaren Chinesen eines Tages womöglich doch wieder schlagbar werden.