Seit mehreren Monaten hört man immer wieder von der steigenden Inflation. Aber was ist das genau? Wie wirkt sie sich auf unseren Alltag aus und wieso gibt es sie überhaupt?
Was ist Inflation?
Unter Inflation versteht man grundsätzlich das steigende Preisniveau von Waren und Dienstleistungen. Dabei ist zwischen der Preissteigerung einzelner Produkte aufgrund von Angebot und Nachfrage zu unterscheiden: Bei der Inflation steigt der Preis allgemein, nicht nur von einzelnen Produktgruppen.
Berechnet wird die Inflation mithilfe der VPI, dem Verbraucherpreisindexes.
Inflation bedeutet also, dass man im Laufe der Zeit weniger für sein Geld bekommt. Für den einzelnen Verbraucher ist dies zwar nicht erfreulich, die Europäische Zentralbank hingegen gibt eine jährliche Inflationsrate von 2% als erstrebenswert an, da sie so niedrig, stabil und vor allem berechenbar bleibt. Schwankt die Rate von Jahr zu Jahr zu sehr, wird es zunehmend schwieriger langfristige volkswirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. (Quelle: Europäische Zentralbank)
Um die Inflation im täglichen Leben besser zu verstehen, gibt es den Mikrowarenkorb. Darunter versteht man einen fiktiven Warenkorb, der den täglichen Einkauf simulieren soll. Darin befinden sich 20 Waren und Dienstleistungen. In den letzten Jahren sind vor allem die Preise von Nahrungsmittel, Treibstoffe und Freizeitbeschäftigungen deutlich gestiegen und übersteigen somit deutlich die offizielle Inflationsrate. Mit dem Mikrowarenkorb wird also versucht die „gefühlte Inflation“ darzustellen, also die Teuerung, die man im täglichen Leben zu spüren bekommt. (Quelle: Statistik Austria)
Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs ist von 2021 auf 2022 um 9,4% gestiegen. Das heißt also wenn man vor einem Jahr noch 100€ für seinen Einkauf bezahlt hatte, kostet derselbe Einkauf ein Jahr später, also 2022, schon 109,40€. (Quelle: finanzrechner.at)
Wie hat sich die Inflation in den letzten Jahren in Österreich entwickelt?
Sieht man sich die Inflation in Österreich in den letzten 10 Jahren an sieht man, dass das Ziel von 2% kaum überstiegen wurde, beziehungsweise oft sogar nur bei rund 1% lag. 2022 hingegen stieg sie sehr stark an, mit Rekordwerten in den Herbstmonaten. Was sind die Gründe dafür? Zum einen liegt es daran, dass die Wirtschaft zurzeit sehr schnell wieder hochfährt. Während der Pandemie konnten viele Waren und Dienstleistungen nicht in Anspruch genommen werden und Geld wurde gespart. Jetzt beginnen die Menschen wieder zu reisen oder Restaurants zu besuchen. Durch dieses Wirtschaftswachstum können Unternehmen einfacher ihre Preise erhöhen. Andere Unternehmen hingegen kommen mit der Produktion nicht mehr hinterher und erhöhen aufgrund von Angebot und Nachfrage ihre Preise.
Zum anderen ist die Inflationsrate so hoch, da sie letztes Jahr niedrig war. Man vergleicht zur Berechnung immer die Preise des Vorjahresmonats, sind diese nun niedrig ist die Differenz zum nächsten Jahr höher als erwünscht. Dieses Phänomen nennt man Basiseffekt. (Quelle: Europäische Zentralbank)
Wie sieht es in anderen Ländern aus?
Vergleicht man die Inflationsraten innerhalb Europas zieht man hierzu den HVPI, also den harmonisierten Verbraucherpreisindex, als Grundlage heran. Im Gegensatz zum VPI wird er mit einheitlichen Definitionen berechnet, das heißt die Inflationsraten der einzelnen Europäischen Länder sind vergleichbar, da sie nach dem gleichen Schema berechnet werden. (Quelle: Eurostat)
Im Ländervergleich der EU sieht man, dass sich die meisten Länder unter dem EU-Durchschnitt von 12,6 Prozent befinden. Auch Österreich liegt mit 11,2 Prozent auch knapp unter diesem Wert. Am höchsten ist die Inflation in den baltischen Ländern, welche auch stärker von den Folgen des Ukraine Kriegs betroffen sind als das westliche Europa.
Auch in Ungarn ist die Inflationsrate mit 23,1 Prozent auffällig hoch. Damit fällt es zusammen mit Estland, Lettland und Litauen zu den einzigen EU-Ländern, in denen die Inflation über 20 Prozent beträgt.
Die Entwicklung der Inflation seit März zeigt, dass die baltischen Staaten, also Estland, Lettland und Litauen schon im Frühling eine viel höhere Inflationsrate aufgewiesen haben als die restlichen EU-Länder. Interessant ist auch die Entwicklung von Ungarn. Dort war die Inflationsrate bis in den Sommer relativ im EU-Schnitt, erst im August stieg sie auf 18 Prozent an und überholte im November schließlich alle anderen EU-Länder mit einer Inflationsrate von 23 Prozent.
Sieht man sich die Länder außerhalb der EU an, fällt vor allem die Türkei mit 84% Inflationsrate und Argentinien mit 92% auf. Das heißt also dass in Argentinien bestimmte Produkte und Dienstleistungen fast doppelt so viel kosten als im Jahr 2021. Wenn sich die Inflationsrate in kurzer Zeit so stark erhöht spricht man von einer Hyperinflation. Solche haben wir auch schon in Österreich vor 100 Jahren erlebt, wo plötzlich ein Laib Brot 1 Billionen Reichsmark kostete.
Ausblick
Wie geht es nun weiter in Österreich? Die Statistik Austria geht davon aus, dass die Inflationsrate auch 2023 nicht wieder so schnell normalisiert. Man geht von einer Teuerung um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, also 2022 aus. Die Preise steigen also weiter. Erst 2024 geht man von einer niedrigeren Inflationsrate von 3,2 Prozent aus. Bis dahin heißt es für die Österreicher:innen weiterhin sparen.