Hilfe, wir werden alt!

Erschreckende Prognosen einer überalternden europäischen Gesellschaft kursieren schon länger durch die Medien. “Teures Europa der Greise” titelt zum Beispiel die Presse 2014. Immer wieder werden nun Bilder von zusammenbrechenden Pensionssystemen und unbezahlbaren Gesundheitskosten gemalt.

Während Europa meist undifferenziert als große Einheit dargestellt wird, weisen die einzelnen Länder jedoch deutliche Unterschiede in ihren Altersstrukturen auf. Dies wird erkennbar, wenn die Anzahl von Menschen unter 15 Jahre und über 65 Jahre im Verhältnis zur Gesamtbevölkerungszahl betrachtet werden.

Altes Deutschland, junge Iren

Die Daten der OECD für das Jahr 2012 (für die Folgejahre fehlen Daten aus einigen Ländern) zeigen, dass in Deutschland am meisten alte Menschen wohnen, während in Irland auffällig viele junge Menschen, unter 15 Jahre leben. Dieser signifikante Unterschied zwischen den beiden Ländern regt dazu an, die Altersstruktur seit 1970 zu betrachten.

Der Vergleich zeigt unterschiedliche Entwicklungen: Während in Irland der Anteil an Menschen über 65 Jahren erst nach 2005 zu steigen beginnt, wächst der Anteil an alten Menschen in Deutschland schon seit 1990 deutlich. Seit 19995 gibt es in Deutschland mehr Menschen, die älter als 65 Jahre sind, als junge Menschen unter 15 Jahren. In Irland gibt es 2012 noch immer fast 10 Prozent mehr junge, als alte Menschen.

Zur Erklärung müssen viele Faktoren betrachtet werden. Neben der Geburten- und Sterberate, haben auch Entwicklungen wie steigende Lebenserwartung, Abwanderung und Migration Einfluss auf die Altersstruktur eines Landes. Im Beispiel Irland und Deutschland spielt sicher die Geburtenrate eine bedeutende Rolle: Mit 3,9 Kindern pro Frau kamen in Irland 1970 fast doppelt so viele Kinder wie in Deutschland zur Welt.

Dass die Geburtenrate in Irland außergewöhnlich hoch ist, zeigt der große Abstand zum EU-Schnitt und die Tatsache, dass im Vergleichsjahr 1970 nur Spanien (2,9) und Portugal (2,8) mit circa 3 Kindern pro Frau eine deutlich höhere Geburtenrate als der Schnitt hatten. Alle weiteren Länder liegen. Alle weiteren untersuchten Länder liegen nahe oder unter dem Schnitt von 2,4 Kindern pro Frau.

Bis 2012 ist die Geburtenrate in Irland stetig bis auf 2 Kinder pro Frau gesunken. In Deutschland liegt sie 2012 bei 1,4.

Blick nach Österreich

Auch in Österreich ist der Anteil an Menschen über 65 Jahren seit 2005 höher als der an Menschen über 15 Jahren. Österreich gehört somit wie Deutschland zu den Ländern, in denen es bereits mehr ältere als jüngere Menschen gibt. Diese Beispiele zeigen aber ein düstereres Bild als der Schnitt. Im OECD-Gesamtvergleich von 28 Ländern, ist der Anteil an jungen Menschen noch größer, als der mit Menschen über 65 Jahren.